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Meine Erfahrungen mit "Kinder im Blick"

Meine Erfahrungen mit "Kinder im Blick"

14.05.2018. 08:45
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Sieben Abende, jeweils knappe drei Stunden, fünf Väter, drei Mütter und zwei Seminarleiter. So lässt sich der Kurs auf die Schnelle zusammenfassen. Das Seminar ist keine Selbsthilfegruppe, sondern professionell gestaltet und wissenschaftlich fundiert. Entwickelt wurde es von Expertinnen der Ludwig-Maximilians-Universität München und von Fachleuten aus der Praxis. Der Kurs wird deutschlandweit angeboten und kostet nicht viel, in meinem Fall war er sogar kostenlos. Das Konzept sieht vor, dass beide Ex-Partner teilnehmen - allerdings in verschiedenen Gruppen. Die Realität zeigt aber, dass das meistens nicht hinhaut. Oft nimmt nur einer von beiden teil. So war es auch in meinem Fall. Ideal ist das nicht, besser wäre es tatsächlich, wenn beide Eltern mitmachen, damit beide die Inhalte kennen und gemeinsam für sich und ihr Kind umsetzen können.

Jeder Abend steht unter einem anderen Thema, zum Beispiel "Meine Ziele für mein Kind" oder "Was tun, wenn mein Kind unangenehme Gefühle hat?". Das Seminar ist sehr praxisorientiert. Gespräche, Übungen, Rollenspiele - das sind die Inhalte im Groben. Die Gruppe in der ich war, war sehr nett und angenehm. Mit den beiden anderen Müttern treffe ich mich noch heute noch. Allein schon bei der Vorstellungsrunde die Geschichten der anderen zu hören, war interessant und mitunter wie Balsam für die eigene Trennungsseele. Man erfährt, dass man eben doch nicht die Einzige ist, die so etwas durchmachen muss. Und man kriegt auch viel aus der Väterperspektive mit - oder die teilnehmenden Männer eben umgekehrt aus der Mütterperspektive. Das ist von den Seminarmachern auch bewusst so gewollt.

Insgesamt hat mir das Seminar viel gebracht. Es wird wirklich viel Wert auf die Perspektive des Kindes gelegt, und das ist gut so. Denn im eigenen Trennungsschmerz fällt es vielen Eltern nicht immer leicht, auf die Bedürfnisse, die Trauer und den Schmerz des Kindes einzugehen. "Jedes Kind besteht aus beiden Eltern und liebt beide. Es soll daher auch beide lieben dürfen", ist so ein Satz, der mir als erstes einfällt, wenn ich rückblickend an das Seminar denke. Im Seminar wird immer wieder deutlich gemacht, wie kontraproduktiv und schädlich es für das Kind ist, wenn sich ein Elternteil abschätzig und negativ über den anderen äußert. Mir war das bewusst, aus meiner eigenen Trennungsgeschichte als Kind, anderen Teilnehmern aber war das aber offenbar noch nicht so klar.

Ich erinnere mich auch noch an folgende Übung: "Jetzt nennt jeder von Ihnen mal vier positive Eigenschaften Ihres Kindes", so die Anweisung der Seminarleiter. Nun, das fiel uns allen nicht schwer. Jeder kam nach und nach an die Reihe und geriet über das eigene Kind in den höchsten Tönen ins Schwärmen: "Er ist schon so selbständig. Sie lacht so süß. Er ist so lustig. Sie ist immer gut drauf." So ging es minutenlang.
Nachdem jeder dran war, sagte der Leiter trocken: "Schön. Und jetzt überlegen Sie sich mal: Welche dieser guten Eigenschaften hat Ihr Kind wohl von Ihrem Expartner?" Ein Raunen ging durch unsere Gruppe. Das sollte doch wohl ein Witz sein, oder? Nein, natürlich nicht. Es sollte uns nur bewusst machen, dass unsere Kinder immer Anteile von beiden Eltern in sich tragen und dass diese es wert sind, respektiert zu werden. Ja, auch und gerade die Anteile des Expartners.

Nach den drei Stunden waren wir alle oft ziemlich platt. Besonders heftig fand ich die vorletzte Einheit. Es ging um die Frage: Wo stehe ich gerade in meiner Trennungsgeschichte? Während die Männer in unserer Gruppe sich alle ganz klar in Richtung "Neuorientierung" verorteten und deutlich machten, dass sie mit der Vergangenheit schon so gut wie abgeschlossen hätten, sah es bei uns Frauen da noch ziemlich anders aus.

Das Seminar ist aus meiner Sicht auf jeden Fall empfehlenswert. Alleine schon der Austausch mit den anderen war die investierte Zeit wert. Ich finde es toll, sinnvoll und wichtig, dass es für alle in Trennung die Möglichkeit gibt, an solch einem Seminar teilzunehmen, das einen selbst und das eigene Kind weiterbringen kann. Und dass das Thema Trennung in solch einem professionell begleiteten Rahmen aufgegriffen wird. Ob man diese Chance nutzt oder nicht, muss jeder für sich selbst entscheiden.

Weitere Infos unter www.kinderimblick.de

Fotohinweis: Melling Liudmila/pixelio.de

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