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Mein Papa kommt: Kostenlose Übernachtungsmöglichkeit für Väter

Mein Papa kommt: Kostenlose Übernachtungsmöglichkeit für Väter

12.04.2019. 14:06
(Kommentare: 1)

Wenn Kinder weit weg von ihren Vätern wohnen, ist das für beide Seiten nicht einfach. Gerade nach einer Trennung. Das Vermissen ist groß und die Besuche sind meist selten. Auch, weil diese viel Geld kosten: Hotels, Zugtickets und Fahrtkosten sind teuer. Die Initiative „Mein Papa kommt“ setzt genau hier an: Ehrenamtliche stellen in ganz Deutschland Trennungseltern kostenlos Zimmer und Platz fürs gemeinsame Wochenende am Wohnort des Kindes zur Verfügung.

Eine Initiative für mehr gemeinsame Zeit

Eine super Idee wie ich finde. Zum ersten Mal habe ich vor ein paar Jahren in der Apotheken-Zeitschrift „Baby und Familie“ von der Initiative gelesen. Und letztens erzählte mir eine Freundin, dass sie ihrem geschiedenen Mann jedes zweite Wochenende ihre Wohnung überlässt. Weil er inzwischen weit weg wohnt und so am einfachsten Zeit mit der Tochter verbringen kann.

Für sie ist die Situation aber nicht einfach, weil sie das Wochenende dann auswärts verbringen muss und sie zweitens nicht immer alle persönlichen Sachen wegräumen kann und will. Und auch für ihn ist die Situation immer wieder zurück in die ehemals gemeinsame Wohnung zu kommen, nicht wirklich angenehm. Für diese und viele andere Trennungsfamilien ist „Mein Papa kommt“ eine echte Alternative.

„Elternliebe kennt keine Entfernungen“

So steht es auf der Website und die ist wirklich gut und unkompliziert gemacht. Über eine Suchmaske können Eltern Übernachtungsmöglichkeiten am Wohnort des Kindes finden.

Es kann gesucht werden nach „Unterkunft für eine oder mehrere Nächte“ oder nach „einem Spielraum am Tag“. Allerdings: Um suchen zu können, muss man Mitglied sein und das kostet 12 Euro pro Monat. Aber verglichen mit den standardmäßigen rund 80 Euro für eine Nacht im Hotel ist das definitiv günstiger und die Mitgliedschaft ist monatlich kündbar.

Für Eltern, die den Beitrag nicht zahlen können, bietet das gemeinnützige Unternehmen Sozialplätze mit einer Befreiung vom Elternbeitrag an.

Viel persönlicher als im Hotel

Und noch einen Vorteil bietet die Initiative: Wer mit seinem Kind schon mal in einem Hotel war, weiß dass die Atmosphäre auch ziemlich unpersönlich sein kann. Wenn es richtig schlecht läuft, beschweren sich auch noch die anderen Gäste. Bei Ehrenamtlichen zu übernachten, mag zunächst ungewohnt sein, bietet aber gleichzeitig eine viel familiärere und persönlichere Besuchszeit.

Die Idee nennt sich „Das bundesweite Besuchsprogramm für Kinder mit zwei Elternhäusern“. Schon seit zehn Jahren werden Besuchseltern an Ehrenamtlich vermittelt, meist innerhalb weniger Tage. Viele der Ehrenamtler haben Freunde oder Familie in einer ähnlichen Trennungssituation und engagieren sich auch deswegen. Zu den Regeln der Gastfreundschaft gehört unter anderem, dass jeder Gast Handtücher und Bettzeug selbst mitbringt und die Anreise vor 20 Uhr erfolgt. Weitere Absprachen treffen dann die Beteiligten untereinander.

Svens Papa musste damals im Auto übernachten

Annette Habert ist ehemalige Religionslehrerin und hat die Initiative 2008 gegründet. Den Anstoß gab ein Neunjähriger. Sven hatte ihr erzählt, dass sein Vater ihn immer nur im Sommer besuchen kommt. Weil er dann im Auto schlafen kann.

In einem Interview sagte sie der Süddeutschen Zeitung im Jahr 2015: „Zieht ein Elternteil weg, können sich viele nach Abzug der Unterhaltszahlungen die Fahrtkosten und ein Hotelzimmer für die Besuchswochenenden einfach nicht mehr leisten – zumindest nicht auf Dauer, selbst wenn beide das wollen.“ Sie hat besuchende Eltern gesehen, die nicht nur im Auto schlafen, sondern auch am Bahnhof oder auf dem Campingplatz.

„Die Begleitkosten des Umgangs über große Distanzen werden weder im Regelsatz von Harz IV, noch in der Unterhaltsberechnung der Düsseldorfer Tabelle berücksichtigt.“ Mit der Folge, dass der Umgang dann irgendwann abgebrochen wird. Die Leidtragenden sind die Kinder. Aber auch die Väter. Denn meist sind sie es, die weit weg wohnen. Nur etwa zehn Prozent der besuchenden Eltern der Initiative sind Mütter. 

Es ist Freitag: "Mein Papa kommt!"

Einen sehr berührenden Satz sagt Annette Habert am Ende des Interviews: „Bis vor Kurzem habe ich noch als Lehrerin gearbeitet. Ich wünschte alle könnten einmal die Freude der Kinder erleben, die mir freitags auf dem Flur oft zuriefen:
„Weißt du was? Mein Papa kommt!“

Alle Infos zu dem unterstützenswerten Projekt auf www.mein-papa-kommt.info

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Kommentar von Mats |

Gilt das Angebot auch für Mütter? Es soll ja auch Kinder geben, die beim Papa wohnen wollen und ihre Mutter nur alle 2 Wochen besuchen oder regelmäßig mit ihr telefonieren.

Antwort von Christina Rinkl

Hallo Mats,

das ist ein Angebot für alle Trennungseltern, die weit voneinander entfernt wohnen, natürlich auch für Mütter.

In den meisten Fällen sind es aber die Väter, die ihre Kinder besuchen. Wie ich im Text geschrieben habe, machen die besuchenden Mütter bei der Initiative zehn Prozent aus.

Viele Grüße,

Christina

 

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